Konzepte und Theorien​

Was ist Hoffnung?​

Seit vielen Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten sind Dichter, Philosophen und Sozialwissenschaftler gleichermassen vom menschlichen Phänomen der Hoffnung fasziniert und inspiriert.

Seit vielen Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten sind Dichter, Philosophen und Sozialwissenschaftler gleichermassen vom menschlichen Phänomen der Hoffnung fasziniert und inspiriert. Hoffnung scheint ein existenzielles Bedürfnis in schwierigen Lebenssituationen zu sein. Ohne Hoffnung könnten wir kein erfülltes Leben führen. In Anlehnung an verschiedene philosophische und psychologische Theorien, lässt sich das Phänomen der Hoffnung auf fünf grundsätzliche Elemente zurückführen.

01

Ein Herzenswunsch mit einem Ziel oder Ideal

02

Der Glaube daran, dass die Erfüllung des Wunsches möglich ist

03

Das Bewusstsein bestehender Schwierigkeiten und Hindernisse

04

Das Vertrauen in sich und andere

05

Der Wille, dranzubleiben und nicht aufzugeben

Gesellschaftliche Hoffnung

Unter gesellschaftlicher Hoffnung verstehen wir den gemeinsamen Wunsch nach einer besseren Zukunft nicht nur für sich selbst, sondern für die gesamte soziale Gemeinschaft, die Überzeugung, dass eine bessere Zukunft für alle möglich, aber nicht unbedingt garantiert oder gar wahrscheinlich ist, und das Vertrauen in die menschliche Fähigkeit, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig bei der Verwirklichung einer besseren Welt trotz der aktuellen Krisen und Herausforderungen zu unterstützen.

«Hoffnung ist weder Wirklichkeit noch Trugbild. Sie gleicht den Wegen dieser Erde: Auf der Erde gab es keine Wege, sie sind Entstanden durch die grosse Zahl derer, die vorübergingen.»

Lu Hsün

Persönliche Hoffnungen 2025

Konkrete Hoffnungen sagen viel darüber aus, was Menschen wirklich wollen und was sie zu einem bestimmten Verhalten motiviert. Persönliche Hoffnungen sind Ziele oder Lebensbereiche, die für den Einzelnen von besonderer Bedeutung sind und die als wünschenswert angesehen werden, unabhängig davon, ob ihre Eintrittswahrscheinlichkeit als hoch oder niedrig eingeschätzt wird. Der Schwerpunkt liegt also auf der Bedeutung der erhofften Dinge im Leben der Menschen und nicht auf der subjektiv eingeschätzten Erwartung ihres Eintretens.

Die Rangfolge der wichtigen und weniger wichtigen persönlichen Hoffnungen ist in den letzten zehn Jahren auffallend konstant geblieben. An erster Stelle steht für 2025 wieder die Gesundheit als eine wichtige Voraussetzung für ein aktives, erfülltes und glückliches Leben. Eine weitere wiederkehrende Hoffnung bezieht sich auf den Wunsch nach einer glücklichen Ehe, Familie oder Partnerschaft. Nahezu alle Menschen sehnen sich nach einer liebevollen und stabilen Beziehung oder Familie. Zu den wichtigsten Hoffnungen der Menschen gehören weiterhin ein harmonisches Leben sowie gute und vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Menschen. Dies hebt das Bedürfnis nach innerem und äusserem Frieden und Gleichgewicht hervor. Die meisten Menschen empfinden den täglichen Stress sowie die Spannungen und Konflikte als belastend und sehnen sich nach mehr Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Des Weiteren ist die Hoffnung nach einer sinnerfüllenden Aufgabe ein universelles Bedürfnis. In der Schweiz ist der Wunsch nach einer sinnvollen Aufgabe in der Regel wichtiger als das Verlangen nach einem sicheren Arbeitsplatz oder mehr Geld.

Quellen der Hoffnung

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er seine Wünsche erfüllen und seine Ideale verwirklichen möchte. Hoffnungsquellen bestehen aus Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen wie persönliche Leistung (z. B. „Ich bin stolz auf (berufliche) Erfolge und Leistungen“), Coping (z. B. „Ich habe schwierige Probleme gelöst“), Soziales (z. B. „Gute Beziehungen zu Freunden“), Religiöses (z. B. „Ich habe Gottes Nähe gespürt“), positive Erlebnisse (z. B. „Ich habe tolle Konzerte und Partys erlebt“) und Glück (z. B. „Ich habe immer Glück gehabt“).

In zusammengefasster Form kann festgehalten werden, dass für die meisten Personen gute menschliche Beziehungen in der Familie, mit Freunden und mit Menschen, denen man helfen kann sowie schöne Erlebnisse in der Natur, die häufigsten Erfahrungen sind, die ihre Hoffnung stärken. Auch die Erfahrung persönlicher Leistungen und die Überwindung schwieriger Situationen tragen zur Hoffnung bei. Bei einer Minderheit der Bevölkerung sind religiöse Erfahrungen hoffnungsstärkend. Hedonische Erfahrungen und materielle Dinge tragen nur bei einer geringen Anzahl von Personen zur Stärkung ihrer Hoffnung bei.

Prof. Dr. Karolina Mudło-Głagolska

Kazimierz Wielki University

Dr. Karolina Mudło-Głagolska is a psychologist – researcher and practitioner. She is employed as an assistant professor in the Department of Work and Organizational Psychology at Kazimierz Wielki University. Her research interests include passion (mainly for work and studying), hope, emotion regulation, and human functioning in various life contexts. She is also a co-author of the Polish adaptation of the Perth test battery.